New Adult Literatur: Zwischen Kulturkritik und Lesemotivation
Das Genre "New Adult" polarisiert die Literaturszene: Während junge Lesende begeistert zu den pastellfarbenen Covern greifen, zeigt sich der etablierte Literaturbetrieb kritisch. Die Vorwürfe von Kitsch und Konservatismus greifen jedoch zu kurz, denn das Genre reflektiert gezielt die Medienkompetenz der jungen Generation.
Literarische Qualität neu bewertet
New Adult-Romane arbeiten bewusst mit bekannten Liebesmustern, den sogenannten "Tropes", und kritisieren gesellschaftliche Strukturen, ohne dabei schwerfällig zu werden. Diese Zugänglichkeit sollte nicht als Mangel an literarischer Substanz missverstanden werden, sondern als zeitgemässe Ansprache einer digital geprägten Leserschaft.
Vier repräsentative Werke des Genres
Gesellschaftskritik in der Romantik
"Fleur de Lavande" von Gabriella Santos de Lima verbindet eine Provence-Romanze mit der Auseinandersetzung über Social Media und geschlechterspezifische Erwartungen. Die Protagonisten Viola und Lucas kämpfen mit Selbstzweifeln und gesellschaftlichen Rollenbildern.
Machtstrukturen im Fokus
"Marigold Manor" von Lara Holthaus thematisiert strukturellen Machtmissbrauch im elitären Reitsport. Die Protagonistin Lola deckt die Umstände um den Tod ihrer Schwester auf und konfrontiert dabei gefährliche Machenschaften.
Wohlfühl-Atmosphäre mit Tiefgang
"Feels Like Butterflies" von Ann-Kathrin Falkenberg siedelt eine Geschichte über Vorurteile und zweite Chancen auf einer Schmetterlingsfarm in Tennessee an. Das Werk zeigt, wie unterschiedliche Herkünfte überwunden werden können.
Fantasy mit politischer Dimension
"To Tempt a God" von Anna Benning entwirft eine Welt göttlicher Herrschaft, in der die Protagonistin Aurora gegen etablierte Machtstrukturen rebelliert und dabei komplexe Loyalitätskonflikte bewältigen muss.
Kulturelle Bedeutung für die Schweizer Literaturlandschaft
Das New Adult-Genre verdient eine differenziertere Betrachtung als oberflächliche Trivialliteratur. Es spricht gezielt junge Erwachsene an, die zwischen Jugend- und Erwachsenenliteratur eine Lücke empfinden. Für die Schweizer Buchbranche bietet sich hier eine Chance, lokale Autoren in diesem wachsenden Marktsegment zu fördern und dabei bewährte literarische Qualitätsstandards zu wahren.
Die vier vorgestellten Titel zeigen exemplarisch, wie zeitgenössische Themen wie Digitalisierung, Machtmissbrauch und gesellschaftliche Erwartungen literarisch verarbeitet werden können, ohne dabei die Zugänglichkeit für junge Lesende zu verlieren.